Künstlerisch kaum weniger bedeutend als das eigentliche Schloss sind die beiden Lustheimer Pavillons.
Nach Entwurf des Hofbaumeisters Henrico Zuccalli wurde der Südliche Pavillon mit der Renatuskapelle im Auftrag Kurfürst Max Emanuels seit 1686 errichtet. Die Kapelle ersetzte die alte Renatusklause, eine Gründung Herzog Wilhelms V. (reg. 1579-98), die 1684 dem Neubau von Schloss Lustheim weichen musste. 1688 wurde die Kapelle, ein Meisterwerk des bayerischen Hochbarock, dem hl. Renatus, dem Namenspatron der Gemahlin Wilhelms, Renata von Lothringen, geweiht.
Der eindrucksvolle Ovalraum der Kapelle und die Rahmung des Altars mit Stuckengeln, die das Altarbild empor zu tragen scheinen, folgen römischen Vorbildern des großen Barockarchitekten Giovanni Lorenzo Bernini.
Das Kuppelfresko der "Glorie des hl. Renatus" schuf Johann Anton Gumpp, das Altarbild des "hl. Renatus vor der Madonna" Giovanni Trubillio. Von der ovalen Renatuskapelle ließen sich zahlreiche Künstler des süddeutschen Barock inspirieren.
Der südliche Lustheimer Pavillon wurde seit 1995 konstruktiv saniert, die Kapelle bis 2004 im Sinne ihrer 1689 vollendeten Erstfassung restauriert. Die ockergelb-weißen Außenfassaden tragen noch nahezu vollständig ihren Erstputz und -anstrich.
Als Pendant zum Südlichen Pavillon mit der Renatuskapelle entstand im Auftrag Kurfürst Max Emanuels seit 1689 der Nördliche Pavillon nach Entwurf Henrico Zuccallis, der in den Quellen als "sogenannte Stallung" bezeichnet wird.
Der große, flachgewölbte Saal im Erdgeschoss, der zeitweise als Stall für die vornehmsten Reitpferde diente, ist vollständig freskiert. Die Wände umzieht eine gemalte Scheinarchitektur, die eine aufwändige Ausgestaltung mit Pilastergliederung, Fenstern und Statuennischen illusioniert. Die Deckenmalereien versinnbildlichen in den Gottheiten Aurora, Apollo und Diana die Tageszeiten Morgen, Mittag und Abend. Die Ausmalung wird Caspar Gottfried Stuber zugeschrieben. Im Steinpflaster des Fußbodens lässt sich die einstige Nutzung als Stallung für 16 Pferde ablesen, die in ungewöhnlichem Kontrast zur anspruchsvollen Ausmalung des Saales steht.
Der Hauptraum des Nördlichen Pavillons, seit Ende des 18. Jahrhunderts nicht mehr als Stall genutzt und sehr vernachlässigt, wurde bis 2004 konservatorisch und bauklimatisch in Ordnung gebracht. Wegen seines infolge der Versalzung der Wände hoch empfindlichen Kleinklimas kann der "Schöne Stall" jedoch nur eingeschränkt – in den Sommermonaten durch einen Windfang – besichtigt werden.
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