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Schloss Lustheim

Baugeschichte

Anlässlich seiner Vermählung mit der österreichischen Kaisertochter Maria Antonia im Juni 1685 beauftragte der junge Kurfürst Max Emanuel (reg. 1680-1726) seinen aus Graubünden stammenden Hofarchitekten Henrico Zuccalli mit der Errichtung des Jagd- und Gartenschlösschens Lustheim. Beim Entwurf des Schlosses ließ sich Zuccalli von italienischen Casino-Bauten anregen, die seit dem frühen 16. Jahrhundert an verschiedensten Orten außerhalb der Residenzen entstanden waren.

 

Bild: Luftaufnahme des Neuen Schlosses Schleißheim, im Hintergrund Schloss Lustheim

Luftaufnahme der Schlossanlage Schleißheim, im Hintergrund Schloss Lustheim

 

Mit einer Distanz von etwa 1300 Metern zum (Alten) Schloss in dessen Mittelachse platziert, sollte Lustheim das Zentrum einer eigenen Gartenanlage bilden. Dass ihm gleichzeitig die Funktion eines "point de vue" zukam, ergab sich nebenbei. Ein Plan Henrico Zuccallis, etwa zu Baubeginn 1684 entstanden, verrät diese doppelte Funktion. Wenngleich die Zeichnung ein "Neues Schloss" noch nicht abbildet, ließ sich doch aus der Geometrie der Gartenanlage herausmessen, dass ein solches wohl bereits vorgesehen war.

 

Bild: Schloss Lustheim

Der Ziegelrohbau für Schloss Lustheim wurde außerordentlich schnell errichtet. Im Inneren erstreckt sich ein Festsaal über zwei Geschosse, von dem aus man in die seitlich gelegenen Appartements des Kurfürsten und der Kurfürstin gelangt.

Im Obergeschoss befanden sich ehemals schlichte Wohnräume für das Gefolge, im Keller die Küche und Aufenthaltsräume des Gesindes. Wichtig war dem Kurfürsten offensichtlich die Anlage eines kleinen Saales ganz oben über dem Dach des Mitteltrakts. Er bot weite Aussicht in die Landschaft und die von Jagdschneisen durchzogenen nahen Wälder.

 

Bild: Schloss Lustheim, Festsaal

Den Festsaal und die kurfürstlichen Appartements schmücken kunsthistorisch bedeutende Deckenfresken, die Diana, die Göttin der Jagd, verherrlichen. Bei diesem ersten Zyklus profaner Deckenmalerei in Bayern – entstanden 1686/87 – handelt es sich um das Werk der Meister Francesco Rosa, Giovanni Trubillio und Johann Anton Gumpp.

Die Wände der Raumgruppen in den beiden kurfürstlichen Appartements waren ursprünglich mit verschiedenfarbigen Damastbahnen ausgekleidet. Fenstervorhänge und Portieren aus farbgleichen Textilien ergänzten die Pracht, die jedoch noch im Laufe des 18. Jahrhunderts verloren ging. Bis heute erhalten blieben die Deckenfresken, mit Ornamenten bemalte Friese und die Ausmalung der oberen Saalwände.

 

 

Bild: Idealansicht von Schloss Lustheim

Idealansicht von Schloss Lustheim von Osten,
Miniatur von Maximilian de Geer, um 1730,
Residenz München

Im Zuge des Schlossbaus war auch mit der Errichtung von großen Kolonnadenbauten im östlichen Halbkreis hinter Schloss Lustheim begonnen worden. Sie sollten in weitem Bogen, nur unterbrochen von den Wegen und dem Mittelkanal, die beiden Pavillongebäude im Norden und Süden von Schloss Lustheim baulich miteinander verbinden.

In ihnen waren Orangerien, Festräume und Appartements für Gäste vorgesehen. Bautechnische Mängel und die kaum zu bewältigende Größe dieser Trakte verursachten jedoch zahlreiche Probleme. Nach Zuccallis und Max Emanuels Tod wurden die Zirkelbauten dem Verfall überlassen und 1741 schließlich abgebrochen. Damit ist die großzügige Anlage vom Typus eines Orangerieschlosses auf ein Fragment reduziert worden.

Trotz dieses frühen Verlustes bildet die Schlossanlage Lustheim eine in sich vollendete Einheit, bestehend aus dem eigentlichen Schloss im Zentrum und den beiden Pavillons außerhalb des Ringkanals.


 
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